SEBASTIAN PRALLE

Multisensorische Installation / Transparentpapier, div. Geruchsstoffe, Alkohol, Nylonschnur / Fotos: Ali Altschaffel

Das Wort Äther ist mit einer Vielzahl von Bedeutungen aufgeladen: es bezeichnete im antiken Griechenland den "oberen Himmel", den Sitz der Götter. In archaischen Glaubensvorstellungen stieg die Seele nach dem Tod in den Äther auf, während der Körper in die Erde (Gaia) hinabsank. Äther bezeichnet auch den nicht greifbaren unsichtbaren Raum, der in frühen Theorien der Physik als Medium der Lichtausbreitung behandelt wurde. Und zuletzt ist Äther auch die Bezeichnung eines aus Ethanol und Schwefelsäure hergestellten Betäubungsmittels, das ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Revolution der Medizin führte.

Die Installation Æther im Junge Kunst e.V. in Wolfsburg setzte den Besucher mehreren sensorischen Reizen aus: ein Zusammenspiel aus Geruch, Klang, Licht und Haptik verändert die Raumwahrnehmung und stimuliert durch subtile Eingriffe die Sinneswahrnehmung. Die Geruchsträger aus Transparentpapier wurden in wochenlangen Prozessen mit unterschiedlichen Geruchsstoffen behandelt und so zum Geruchsobjekt transformiert. Aufgepannt als Membran unterteilten diese Objekte nun den Raum in Duftzonen. Die Dramaturgie der Installation ist inspiriert von der muskalischen Kompositionsidee "per aspera ad astra", der Rundgang beginnt mit erdigen, schweren Gerüchen und entwickelt sich immer leichter, um sich im rituellen Geruch von Myrrhe aufzulösen. Durch die Aufspannung der Papiere funktionierten sie auch als Membran und wurden in einer abschließenden Soundperformance mit einem Kontaktmikrophon als Klangerzeuger genutzt.