SEBASTIAN PRALLE

Multisensorische Installation / Munitionskiste, Kontaktmikrophon, Elektromotor, Kophörer, Verstärker, Tisch, Duftessenzen

Der italienische Künstler Luigi Russolo verfasste 1913 das Manifest "L'arte dei rumori" (Die Kunst der Geräusche), welches eine der ersten Abhandlungen über Klang in der Bildenden Kunst darstellt. In diesem Manifest beschreibt Russolo unter anderem auch die akustischen Eigenschaften von Munitions- und Granatenarten und deren Potential als Kompositionsmaterial. Das was uns heute bleibt, als Dokumente vergangener Kriegsgeschichte, sind Munitionshülsen und Munitionskisten. Diese Objekte besitzen neben ihrer historischen und ästhetischen Dimension auch Eigenschaften als Resonanzkörper. Die Installation "Der Abend nach dem Sturm" besteht aus einer Zusammenstellung von Objekten, mit denen der Besucher interagieren kann. Auf einem Holztisch steht eine alte Munitionskiste, daneben liegt ein Köpfhörer. Die Oberfläche des Tischs ist leicht aufgeraut und ein sonderbarer Geruch ist wahrnehmbar. über die Kopfhörer sind live erzeugte Klänge zu hören, die aus einer Bewegung innerhalb des Objektes resultieren. Eine Gesamtatmosphäre aus Klang, Geruch und Haptik entsteht und entführt den Besucher in ihre eigene Erzählung. Es entstehen gedankliche Verknüpfungen zur historischen Dimension des Objektes, aber auch zu dem flüchtigen Moment, in dem vergangene Sinneserfahrungen noch spürbar sind, bevor sie verschwinden. Das Objekt bleibt als Echo des historischen Erfahrungsmoments erhalten.

Ausgestellt bei der 4. Kestnerschau in der Marktkirche Hannover (03.09-30.09.2015)