SEBASTIAN PRALLE

Klanginstallation / Unterstand aus Holz, Tarnnetz, Blätter, Kopfhörer, Klangaufname aus Peenemünde

Aus dem frei hängenden Kopfhörer sind Klanglandschaften zu hören – im ersten Moment schwer zuzuordnen, abstrakt. Der Zuhörer steht im Inneren eines improvisierten Unterstands, versteckt unter einem Tarnnetz beobachtet er die anderen Besucher, wie ein Jäger auf der Pirsch. Die Klänge wandeln sich, in die Naturatmosphäre mischen sich abrupt maschinelle Bewegungen. Fluggeräte? Boote? Der Geruch der im Tarnnetz verflochtenen Äste und Blätter umgibt den Zuhörer. Eine Atmosphäre der Abgetrenntheit, der Unsichtbarmachung vor der Außenwelt entsteht. Der akustische Rundgang erreicht verfallene Befestigungsanlagen, Relikte aus historischer Zeit. Man vernimmt das Knarren alter Unterstände, das metallische Schlagen verrosteter Metallteile auf überwucherten Beobachtungsstationen. Langsam taucht das akustische Bild ab in eine Unterwasserwelt, die Bewegungen des Wassers werden hörbar und die "Raketen" entpuppen sich als Motorboote. Die Installation "Stahlinseln" entführt den Zuhörer in eine historische Erfahrungssituation, oder vielmehr zu dem entfernten, gerade noch hörbaren Echo dieser Situation. Die jüngere Geschichte der Insel Usedom ist geprägt durch den Forschungsstandort Peenemünde. Dort entstand, bewacht von massiven Wasserbefestigungsanlagen, die Großrakete Aggregat 4, auch Vergeltungswaffe 2 genannt. Ambivalent zwischen Zerstörungspotential und Startpunkt der Raumfahrt schrieb sich die Geschichte der V2 in die geografische Umgebung ein. Monumentale Forschungsanlagen dominieren das Bild von Peenemünde, wo nun Motorboote Freizeitvergnügen bieten. Auch auf der Insel Ruden vor Usedom sind noch Spuren der Raketenforschung sichtbar. Alte Beobachtungsposten zur Flugbahnbeobachtung versinken langsam in der Vegetation. „Stahlinseln“ macht diesen Kontrast hörbar.